Business Class in Paris: US-Künstlerin Nicole Cohen zeigt neue Arbeiten

Erschienen auf www.artandevents.mediaquell.com 2010


Nach der Ausstellung „Rap Rococo“ 2007 präsentiert die amerikanische in Berlin lebende Künstlerin Nicole Cohen nun „Business Class“ in der Galerie La B.A.N.K in Paris bis 13. Februar 2010. Für diese zweite Ausstellung in ihrer Pariser Galerie erforscht Nicole Cohen den Begriff der funktionellen Psychologie und die Bestimmung einer Ästhetik des Selbst durch die Konzeptualisierung und die Formalisierung des Erscheinens.

In der Galerie La B.A.N.K. sind circa 30 Collagen und ein Video wie eine Filmmontage in den Räumlichkeiten von der Künstlerin gestaltet worden. Die Subjekte der Bilder, Frauen und Männer aus den 50er Jahren, interagieren durch ihren Blick und ihre Posen miteinander und untereinander und schaffen eine fassbare Kinematik, die Erzählung und die phänomenologische Erfahrung beschreibt. Der Effekt wird durch die von der Künstlerin geschriebene und auserwählte Wandtexte unterstrichen. Die für die Collagen benutzten Bilder sind Werbungen aus Magazinen längst vergangener Jahre. Die Personen, gezeichnete Modelle – glamouröse und elegante Geschäftsleute, wie man sie aus klassischen Hollywoodfilmen der 50er kennt – werden in einen raumzeitlichen Rahmen, ins Heute „teleportiert“. Das schwarze gitterartige Papier, das die Künstlerin über die Modelle angebracht hat, umrahmt die Figuren und verschleiert auf eine Art die Lektüre der Werke und den Übergang der Vergangenheit in die Gegenwart.

Das aktuelle Video von Nicole Cohen verfolgt die systemische Interpretation des „in between“. Aus einem Tunnel oder von einer Straße aus in der Nacht gefilmt, flitzen die glitzernden Lichter von Straßenlaternen wie funkelnde Diamanten an uns vorbei, wie der Widerschein der fulminanten Bestimmung und Vorwegnahme, die die Geschäftswelt, die Business Class, scheinbar inspiriert.

Die Künstlerin sieht in ihrer Abstraktion den Erfolg, die grandiosen Ziele und auch die vorübergehenden Ängste in dieser Geschäftwelt. Der Titel „Yard“ eines der Werke bezeichnet in der amerikanischen Umgangssprache eine Milliarde Dollar, eine Summe, die nur für Auserwählte bestimmt ist.

Nicole Cohen arbeitet häufig mit einem Fundus von Bildern aus der Vergangenheit, ob aus Modemagazinen wie hier oder Magazinen für Innenarchitektur und Wohnausstattung. Für ihre Videoinstallationen verwendet sie bis heute meistens Interieurs aus der Vergangenheit, in denen sie gefilmte Menschen aus dem Heute in ein „vergangenes“ statisches Bild, ein kleines Foto eines Interieurs, mit einem Projektor in der angepassten Größe des Interieurs beamt. Die kleinen „echten“ Figuren tanzen und bewegen sich in „fiktiven“ Räumen.

In ihren aktuellen Werken arbeitet sie nun fast umgekehrt: die Menschen der Vergangenheit, hier gezeichnete, statische Modelle aus den 50er Jahren, werden in einem neuen Kontext, mit Text, in die Gegenwart „kontextualisiert“. Eine neue Weise zu arbeiten und eine klug konzipierte Einzelausstellung in der Galerie für zeitgenössische Kunst, La B.A.N.K, nicht weit vom Centre Georges Pompidou im Zentrum von Paris.

2010 wird ein fruchtbares Jahr: Nicole Cohen zeigt eine Soloshow in Los Angeles im Rio Hondo College und wird an mehreren Gruppenausstellungen teilnehmen. Zudem erhält sie ihren ersten Auftrag aus Budapest.

Nicole Cohen zählt schon einige große Ausstellungen in den USA: „French Connection“ (2009), „40-Love“ (2003) und „Fantasy Space & Crystal Ball : Dreamhouse“ (2000) in der Shoshana Wayne Gallery in Kalifornien oder „How to Make Your Windows Beautiful“ (2005) in der Galerie Stephen Stoyanov in New York. Sie war in Gruppenausstellungen in Deutschland, Japan, Norwegen, Südkorea und China vertreten.

point-of-view-talkDrei Einzelausstellungen fanden in Museen statt: „My Vie En Rose“ (2003) im Williams College Museum of Art in Williamstown, Massachusetts, „Please Be Seated“ (2007-2009), eine Videoinstallation, die im Auftrag des J. Paul Getty Museum in Los Angeles geschaffen wurde und die dritte findet erst im Januar 2011 statt: „Circles and Beamers“ im Katzen Art Center Museum in Washington, D.C..

Katia Hermann