2. Ausgabe Berlin-Paris: Ein Beispiel für deutsch-französischen Kunst- und Kulturaustausch

Erschienen auf www.artandevents.mediaquell.com, 2009


14 Pariser Galerien sind bis 23. Januar – einige auch etwas länger – in Berliner Galerien zu Gast, später werden sich 13 Berliner Galerien vom 29. Januar bis 6. Februar in Pariser Galerien präsentieren. Die erste Ausgabe von „Berlin-Paris“ im Jahre 2009 ist als großer Erfolg begeistert begrüßt worden, so dass sich die meisten Teilnehmer eine Fortsetzung wünschten und viele neue Anfragen kamen.

Das öffentlich-private Projekt wurde von dem französischen Botschafter in Berlin, Bernard de Montferrand, initiiert, genauer noch: von dem Kunstreferenten Cédric Aurelle, der dynamisch und leidenschaftlich den deutsch-französischen Kulturaustausch vorantreibt.

Die Galerien entscheiden selbst, wen sie einladen und welche Ausstellung gezeigt wird, die Kosten tragen sie ebenfalls selbst. Es werden viele junge Künstler gezeigt, aber auch Werke bekannter Maler der Moderne wie Picabia von der Pariser Galerie 1900-2000 bei Mehdi Chouakri. Der Berliner Galerist sieht in der deutschen Hauptstadt ein Defizit an Galerien, die modern-klassische Kunst zeigen und bietet somit eine museale Ausstellung in seinen Räumlichkeiten an. Die Pariser Galerie Nathalia Obadia stellt Kunst in der Berliner Galerie Esther Schipper aus und die Galerie Carlos Cardenas präsentiert z. B. Werke von Clément Rodzielski bei Chert in Kreuzberg.

Zur Eröffnung in Berlin reisten nicht nur Galeristen, private Sammler und Kunstschaffende an, sondern auch gleich mehrere Freundeskreise von Museen, die auch als Sammlergruppen gelten: vom Musée d’Art Moderne, von dem Verein ADIAF (Schirmherr des Marcel-Duchamp-Preises), von der jungen Stiftung La Fondation La Maison Rouge und aus Deutschland vom Museum Ludwig aus Köln. Das Interesse scheint groß.

In den letzten Jahren hat sich im musealen Paris einiges getan für die zeitgenössische Kunst, neue Institutionen, wie z. B. die Stiftung La Maison Rouge und neue Galerien sind entstanden und ziehen internationale Aufmerksamkeit auf sich. Das Medieninteresse in der Seine-Metropole ist enorm.

Berlin zieht Franzosen an, ob Touristen oder „Neuberliner“, man hört in den letzten fünf Jahren immer häufiger französisch auf den Straßen. Junge Unternehmer öffnen Cafés und Restaurants. Ohnehin beherbergt Berlin eine der größten französische Auslandsgemeinden. Viele Künstler und Kulturschaffende siedeln sich in der deutschen Hauptstadt an, weil diese eine Infrastruktur und ein Ambiente zum kreativen Schaffen bietet wie wenig andere Großstädte.

Die französische Botschaft unterstützt mit dieser kulturellen Aktion daher nicht nur den deutsch-französischen Austausch, sondern auch den Kunstmarkt und somit auch junge Künstler.

Botschafter de Montferrand äußert sich in einem Artikel von Le Monde am 18.01.2010 besonders positiv gegenüber den Künstlern: “Ich habe schon immer geglaubt, dass die zeitgenössische Kunst einer der Schlüssel ist, um die Welt von heute zu verstehen. Es ist für mich, als Botschafter, eine Art mein Netzwerk vielfältiger zu gestalten. Wenn Sie in einem Land leben, haben Sie natürliche Ansprechpartner, politische, wirtschaftliche, aber die Künstler öffnen Ihnen ein ganz anderes Universum, werfen ein neues Licht und ermöglichen Ihnen in die lokale Realität einzutauchen.“

Die lokale Realität hat in Berlin verschiedene Gesichter. Es muss extrem viele alternative Wege in der Kunst geben, um in Berlin und auch woanders existieren zu können. Einen dieser Wege ist z. B. das Projekt „Printemps des Poètes Berlin 09“ gegangen, ein aus Frankreich zum ersten Mal 2009 nach Berlin importiertes Poesie-Festival. Oder die junge französische Dokumentarkünstlerin Estelle Beauvais mit dem „Dasein Projekt“: Kulturschaffende und Künstler werden in Paris und Berlin auf intime Weise in ihren poetischen Filmen gezeigt und vernetzt durch gemeinsame Projekte. Ein vielversprechendes Konzept und Talent, das nicht im Namen einer Institution steht. Filmprojekte, die sich alternativ und frei entwickelt haben allein durch die Motivation der Beteiligten. Um nun wachsen zu können sind sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Man könnte sich noch viele dieser Brücken zwischen Paris und Berlin vorstellen; nicht nur mehr und vielfältige Projekte zwischen Institutionen, Museen, Vereinen, Schulen usw. Anstatt auf Initiativen von Institutionen und Antworten für öffentliche Subventionen, die jährlich schrumpfen, zu warten, wäre es schön, das Engagement von privaten Mäzenen und Firmen für mehr Brückenprojekte Berlin-Paris/Paris-Berlin von privaten, jungen Initiatoren zu gewinnen, um das gemeinsame Kunstschaffen und die deutsch-französische Freundschaft zu pflegen.

Katia Hermann