Duo show mit Caitlin Hespe & Ida Lawrence „A bird in the grass is worth a thousand hearts“ @RETRAMP

A bird in the grass is worth a thousand hearts

Duo show mit Caitlin Hespe & Ida Lawrence 

10.09.2021 bis 19.09.2021, zur Berlin Art Week 2021

RETRAMP Gallery, Reuterstraße.62, 12047 Berlin, www.retramp.com

Der Titel der Duo-Ausstellung von Caitlin Hespe und Ida LawrenceA bird in the grass is worth a thousand hearts“ ist eine Verschmelzung von vier verschiedenen englischen Sprichwörtern: „A bird in the hand is worth two in the bush“, „The grass is always greener on the other side“, „Absence makes the heart grow fonder“ und „A picture is worth a thousands words“. Das letzt genannte Sprichwort, ein Bild ist mehr wert als tausend Worte, passt ausgesprochen gut zu den Arbeiten der zwei australischen bildenden Künstlerinnen. Denn durch die figürliche Darstellungsweise ihrer Malerei und Zeichnungen, ihre Bildmotive und der Integration von handgemalten Text und Wortspielereien sprechen die Werke für sich und erzählen oft eine kleine Geschichte. Durch die Konfrontation von Gegenständen und Motiven in einem Bild, die keinen Zusammenhang zu haben scheinen, ergeben sich meist seltsame Assoziationen. Bei beiden Künstlerinnen gibt es auch stilistische Überschneidungen, wie z.B. das Aufgreifen eines Rasters/Netzes in manchen Arbeiten. Imperfekt, deformiert, mit schlängelnden Linien oder perspektivisch gesetzt wird ein eigentlich strukturierendes Werkzeug zu einem deformierten Muster. Handgemalter Text in Form von kurzen Sätzen, Slogans oder kurzen erzählerischen Auszügen geben den Bildern eine zusätzliche Ebene und neue Deutung. Mit thematischen Anspielungen und meist mit Sinn für Humor verleihen sie den Arbeiten eine andere Betrachtungsweise auf die dargestellten Gegenstände oder Figuren. Das Sequenzieren und Wiederholen von Bildausschnitten in einer Arbeit findet man sowohl in einigen Arbeiten von Caitlin Hespe als auch bei ida Lawrence. Bei Caitlin Hespe sind es meist zwei oder vier Bilder in einer Arbeit, die nebeneinander gesetzt sich ähneln, doch differenzieren und oft seltsam nebeneinander wirken. Diese Motivwiederholungen werden nicht exakt gleich dargestellt, sondern abgewandelt, wie zum Beispiel bei Ida Lawrence in den fünfzehn Bildern der Architektur der Kirche am Zionskirchplatz mit dem Himmel in der Abendsonne oder den Obstkörben, die der Reihe nach verfallen. Sie werden deformiert, denaturiert oder verzerrt und sind absichtlich unvollkommen. Denn es geht bei beiden Künstlerinnen um die Wahrnehmung von Dingen, um Illusion, Imperfektion und spielerischen Umdeutungen für neue Gedankengänge. Im Vordergrund steht der Aspekt, dass getrennte Dinge zusammen- oder aufeinandertreffen und diese visuellen Verbindungen auf einer Bildebene irritieren und überraschen. Und trotz der spielerischen, poetischen Ansatzweisen und humorvollen dadaistischen Andeutungen beider Künstlerinnen mit biografischen Anspielungen, kann man auch eine gewisse Nostalgie und Melancholie verspüren, die durchaus in den Sprichwörtern zu finden sind, die als Inspiration für den Ausstellungstitel dienten.

Mit der Verquickung ihrer Werke spielen die zwei australischen bildenden Künstlerinnen nun in den Räumen von RETRAMP und verwandeln die Galerie in ein Laboratorium des Spiels von Assoziationen, Überschneidungen und Korrelationen ihrer Bilderwelten. Durch die Gegenüberstellungen und Präsentationsweisen werden anhand von auserwählten Arbeiten, die getrennt geschaffen wurden, zwei künstlerische Ansätze zusammengeführt, die überraschende Ähnlichkeiten aufweisen, als ständen die zwei langjährigen Freundinnen in telepathischer künstlerischer Verbindung. Hier im räumlichen Kontext erfahren ihre Werke nun konkrete Beziehungen, Interferenzen, Wechselbezüge und vor allem eine Resonanz in dieser einmaligen Konstellation.

Text von Katia Hermann, September 2021.

Pressemitteilung

Opening Freitag, 10.09.2021, 17h bis 21h.

Freitags, Samstags und Sonntags geöffnet von 15h bis 19h.

RETRAMP Gallery, Reuterstr. 62, 12047 Berlin, www.retramp.com

Mit der Duo show A bird in the grass is worth a thousand hearts wird RETRAMP zu einem Laboratorium des Spiels und eines möglichen Wiedersehens. Caitlin Hespe und Ida Lawrence sind zwei Künstlerinnen, die getrennt arbeiten (zuletzt in Budapest und Berlin), aber auch in engem Kontakt stehen. Durch telepathische Kommunikation (oder einfach nur regelmäßigen Telefonkontakt, wir wissen es nicht genau) verschmelzen und kollidieren Motive, und es kommt zu thematischen Begegnungen. In ihren Zeichnungen und Gemälden stellt Caitlin Hespe Bilder mit überraschenden Kombinationen mit neuer Logik und Sensibilität zusammen. Sie schafft Sprünge und Verbindungen zwischen Assoziationen und Sprache und spielt mit dem Untergrund als Raum für Illusionen. Ida Lawrence‘ Leinwände erzählen Geschichten von Missgeschicken, (Miss-)Verständnis und (Dis-) connection. Ihre erzählerischen Gemälde, die in Deutschland, Indonesien und Australien – ihren verschiedenen Wohnorten – angesiedelt sind, reflektieren aktuelle Beobachtungen, tauchen in ferne Erinnerungen ein und zeichnen Versuche auf, der Welt einen Sinn zu geben.

Der Titel der Ausstellung A bird in the grass is worth a thousand hearts ist eine Verschmelzung von (mindestens) vier englischen Sprichwörtern, die jeweils ein Gefühl oder eine Lektion für einen bestimmten Moment darstellen. Ein Sprichwort besagt, dass das, was in der Gegenwart nahe ist, wertvoll ist. Ein anderes, dass Abwesenheit Sehnsucht wecken kann, eine weiteres, dass Dinge in der Ferne mit einer verzerrten Perspektive gesehen werden, und eines, dass Bilder und Worte nicht wirklich gleichwertig sein können. Jede dieser „Weisheiten“ könnte verwirrend, vielleicht unsinnig sein, oder vielleicht ist das verwirrte Sprichwort eine Weisheit an sich? Auf die selbe Art und Weise verbindet diese in situ entwickelte Ausstellung Gedanken, Anekdoten, Botschaften und die Sensibilität der beiden Künstlerinnen zu einem neuen Gespräch in den Galerieräumen.

Kuratiert von Katia Hermann.

Über die Künstlerinnen:

Caitlin Hespe

caitlinhespe.com

instagram.com/freiche.hat

Caitlin Hespe (geb. 1989, Sydney, Australien) ist eine bildende Künstlerin, deren forschungsbasierte Praxis Zeichnung, Malerei und Installation umfasst. Sie schloss ihr Studium an der National Art School (Australien) mit einem Master of Fine Art (Zeichnung) im Jahr 2018 ab. Sie arbeitet alleine sowie auch im Duo mit Emilie Syme-Lamont. 2019 war Caitlin Hespe Artist-in-Residence in Paris an der Cité des Arts Internationale, die von der National Art School vergeben wurde, und später Programmassistentin für die Budapest Art Residency (BARTR). Sie stellte 2021 in Zusammenarbeit mit PINCE Projects in Budapest und mit Einzelausstellungen in The Waiting Room Projects und Articulate Project Space in Sydney aus. Derzeit lebt sie in Budapest, Ungarn.

Ida Lawrence

idalawrence.info

instagram.com/idalawrencee

Ida Lawrence (geb. 1988, Sydney, Australien) ist eine bildende Künstlerin mit einem besonderen Interesse am Geschichtenerzählen. In ihren narrativen Gemälden kombiniert sie Text und Bilder, Fakten und Fiktion sowie Zeichnungen aus Recherchen, Beobachtungen und persönlichen Erfahrungen. Malerei ist für sie ein Weg, der Welt einen Sinn zu geben, und nähert sich ihr normalerweise mit großer Affinität für Humor und Spielerei. Sie interessiert sich besonders dafür, wie die visuelle und „abstrakte“ Sprache der Malerei eine Form des Geschichtenerzählens an sich sein kann. Ida Lawrence absolvierte 2009 einen Bachelor of Fine Arts an der National Art School in Sydney und den First Class Honours am Sydney College of the Arts 2014. Im Jahr 2009 war sie Mitbegründerin der Galerie MILS, einem von KünstlerInnen betriebenen Projektraum in Sydney, und zog dann nach Indonesien, wo sie am Indonesian Arts Institute in Yogyakarta Tanz studierte. Seit 2017 ist Ida Mitglied des Woven Kolektif. Seit 2019 lebt und arbeitet sie in Berlin.