Zur Ausstellung Paper Works II, TS Art Projects

Veröffentlicht: http://www.tsartprojects.com/#/exhibition/paper_works_ii

Text für die Ausstellung PAPER WORKS II bei TS art projects Berlin

Georg Baselitz (geb. 1938)

In Georg Baselitz ze­ich­ner­ischem und grafis­chem Werk erkennt man die eher grobe Mal­weise seiner Malerei, sowie auch die raue Bear­beitungsweise seiner Holzskulp­turen wieder. Seine Mo­tive wie z.B. das Fig­uren- und Tier­bild wer­den auch in vie­len Grafiken aufge­grif­fen. Der Holzschnitt mit dem Adler ist hier ein grafis­ches Beispiel seiner „auf dem Kopf“ ste­hen­den Bildern, mit denen Baselitz weltweit Ende der 60er Jahre berühmt wurde, um somit das Bild an sich von allem In­haltlichen zu be­freien. Der men­schliche Kopf einer Radierung erin­nert an seine Büsten-Skulp­turen. Mit einer eher spon­ta­nen Ze­ich­nungsweise ar­beitet der Künstler frei und zeigt seine Ex­per­i­men­tier­freudigkeit auch hier in grafis­chen Ar­beiten, die mit ver­schiede­nen Druck­tech­niken Ende der 60er Jahre und 80er Jahren ent­standen und in welchen die Linie do­miniert und die Farbe be­wusst aus­ge­lassen wurde.

Daniel Richter (geb. 1962)
An­fangs malte Daniel Richter auss­chließlich ab­strakt, bevor er zunehmend fig­u­ra­tive El­e­mente auf­griff. Nar­ra­tiv und rätsel­haft erin­nern seine fig­u­ra­tiven Bild­wel­ten an Gen­res der Ver­gan­gen­heit, wie z.B. die der His­to­rien­malerei, die er sowohl dekon­stru­iert als auch zeit­genössisch rekon­tex­tu­al­isiert. Seine Hochdruck-Se­rie „Ohne Titel“ von 2007 erin­nert an Grafiken aus dem Mit­te­lal­ter mit einen sur­realem Col­lage-Ef­fekt. Drama­tis­che Szenen von Folter, men­schliche Fig­uren mit weißen Todes­fratzen, überdi­men­sion­ale far­bige Vögel erin­nern an Schauermärchen, an Albträume und an ver­gan­gene bar­barische Zeiten. Diese beson­dere grafis­che Serie des Künstlers hat die Eigen­schaft, den Be­tra­chter zu be­un­ruhi­gen, sie ist enig­ma­tisch und mehrdeutig, wie viele Ar­beiten von Daniel Richter, die seine Kunst so un­verkennbar machen.

Chris­t­ian Awe (geb. 1978)
Chris­t­ian Awe war sowohl Schüler bei Georg Baselitz als auch bei Daniel Richter an der Uni­ver­sität der Künste, Berlin. Awe hat neben Ur­ban Art mit Schaf­fung von Mu­rals zusätzlich den Weg zur ab­strak­ten Malerei auf Lein­wand genom­men und eben­falls grafis­che Werke sowie Pa­pier­ar­beiten geschaf­fen. Seine großfor­mati­gen Bilder, sowie auch seine Pa­pier­ar­beiten, die durch ver­schiedene Schichten und Tech­niken entste­hen – durch Kon­struk­tion und Zer­legung oder Auflösung – bein­hal­ten mit ihrer Far­bigkeit und schein­baren Zufälligkeiten eine starke Ma­te­ri­alität wie z.B. die Flüssigkeit der Farbe. Seine Ze­ich­nun­gen und Grafiken bein­hal­ten eine faszinierende lebendige Kraft durch Kom­po­si­tion und Farb­palette, die durch seine ihm eigene Mis­chtech­nik entsteht.

Mar­tin Werth­mann (geb. 1982)
Mar­tin Werth­mann studierte an der Hochschule für Bildende Künste Ham­burg in der Klasse von An­dreas Slomin­ski, so wie bei Wim Wen­ders, Fatih Akin und Daniel Richter. Werth­mann’s pik­torales Werk besteht in er­ster Linie aus großfor­mati­gen, mono­typ­is­chen Holzschnit­ten, die er meist nach Fo­tovor­la­gen auf Holz­plat­ten überträgt und wie Col­la­gen zusam­men­druckt. Dabei überlagert er eine Vielzahl von Farb­schichten und erzeugt neben den Struk­turen und For­men einzi­gar­tige Farbflächen. Die Edi­tion­sserie F60.9 ist eine Auskop­plung eines seiner Formele­mente. Es han­delt sich um Licht­spiegelun­gen auf der Wasser­oberfläche eines Swim­ming­pools, die Werth­mann wiederum im Bild dop­pelt spiegelt, so dass sich ein­er­seits ein bio­mor­phes Muster ergibt, das durch den Pos­i­tiv/Neg­a­tiv-Ef­fekt wie zwei un­ter­schiedliche räum­liche Gebilde er­scheint, an­der­er­seits durch die Spiegelung ein mul­ti­di­men­sion­aler Raum beschrieben wird.

Text: Katia Hermann, Kunsthistorikerin